Pink geholt.

Nachbar Einhorn.
April 7, 2016
Katholisch beschenkt – und wieder Pink.
April 15, 2016

Bildquelle: Susanne Moll

Wir haben Pink geholt. Nicht Gold. Ein glückliches Pink ist es  geworden.
Auferstanden aus Ruinen war das Thema des Preacher Slams mit 4 Beiträgen im Zeitfenster in Aachen. Feine Menschen und feine Musik gibt’s dort. Mit Liebe zum Details wird hier ein Gottesdienst gefeiert, der am Freitag Abend so viele in die Kirche lockt, dass es in den Bänken keinen Platz mehr gibt und einige stehen müssen. Und dennoch bleiben. Ein Abend mit einigen Staunmomenten.
Mit Gold für den Beitrag „Ich sag dir was“ von Peter Otten.
Und ein Pink für diesen Text aus dem raumschiff, den Rebecca (Becci) John Klug dem Raben in Aachen vorbeigebracht hat:

Ich finde, es sollte viel mehr Medaillen für’s Aufstehen geben.
Als für’s besonders schnell oder weit Rennen, Springen, Schießen.
Wer beglückwünscht eigentlich die, die im Leben stehen,
sich hinstellen – auch dann, wenn sie es gerade nicht genießen?

Wer sorgt für Treppchen, Trophäen und Tätärätä nur für’s Leben und nicht Aufgeben?
Wer spendet 10.000 Likes allein für’s wieder Aufstehen
und lässt Menschen genau dafür hochleben?

Und wer stellt die wieder auf, die sitzen oder liegen bleiben?
In der Schule, im Bett, im Leben?
Kann füreinander Einstehen auch ein Dazusetzen meinen,
ein sich oder etwas Danebenlegen?

Was braucht es zum Aufstehen, Hinstellen, durch’s Leben Gehen?
Gute Noten, Füße oder Mut?
Gute Gründe, Küsse, Wut?
Braucht es etwas, das wir am Horizont sehen,
oder jemanden, der nach uns sucht?

Was brauche ich um aufzustehen?
Und was ist das, was Auferstehung tut?
Ist darin etwas, was ich am Horizont sehe,
oder steckt dort, der nach mir sucht?
Es ist das kleine bisschen Mehr im Wort,
nur ein bisschen – zwei Buchstaben – viel ist es nicht
eine kleine Veränderungen an dieser Stelle dort,
die den Reim, den ich mir auf’s Leben mache, unterbricht.

–––––––––––––––

Aufstehen.
Auf-er-stehen.

Zwei kleine Buchstaben,
oder auch eine ganze Person:
Er.

Er hat sich da einfach reingemogelt in die Worte.
Er hätte sich auch einfach rausmogeln können.
Aus dieser Welt.
Tod ist doch der perfekte Ausweg, die beste Gelegenheit um zu verschwinden.
Stattdessen mogelt er sich zurück, in die Welt wieder hinein.
Der Tod ist sauer.
Das Grab auch.
Das Leben klatscht Applaus.
Raubt dem Tod das letzte Wort.
Denn das, habe immer noch ich, raunt Gott.
Da steht ER, mitten im Leben.
Ruf ruiniert.
Grab ruiniert.
Tod ruiniert.
Auferstanden.

Aus Ruinen?
Naja, oder in Ruinen hinein?
Gott flieht mit dem Tod nicht aus der Welt.
Zieht sich nicht Richtung Himmel zurück. Hinein ins Paradies.
Gott flieht mit dem Tod nicht aus der Welt, sondern mogelt sich am Tod vorbei
wieder genau dorthin zurück. In die Welt, die mich umgibt.
Gott mogelt sich in meine kleine und unsere große ganze Welt hinein.
In die Welt, die sich in schreckensvollen Bildern von A wie Aleppo bis Z wie Zypern
einmal um den Erdball buchstabieren lässt und dabei ganz schön nach Ruine aussieht.
Auferstehung wendet sich vom Tod, aber nicht von Ruinen ab.

Auferstehung stellt sich genau da rein.
In Kriege. Weltkatastrophen. Und Herzkatastrophen.
Steht inmitten von Kaputtem. Brüchen.
Inmitten von all dem, was da rumliegt – sitzen oder liegen geblieben ist.
Auferstehung stellt sich genau dort hinein.
Trampelt nicht drauf herum.
Latscht nicht in die Seele.
Sondern steht.
Für das Leben.
Inmitten von Kaputtem.
Für das Leben.
Inmitten von Brüchen.
Für das Leben.
Inmitten von mir.
Voller Applaus und Tätärätä.
Nur für das Leben.

Was brauche ich um aufzustehen?
Und um an Auferstehung zu glauben?

Ich brauche jemanden, der neben mir liegt,
mich in’s Leben weckt, wenn ich unendlich müde bin.
Ich brauche jemanden, der mich gut sieht
ein Gespür dafür hat, wo ich zu finden bin.

Ich brauche einen, der mich zurecht rückt, wenn ich das Leben missverstehe.
Jemanden, der mich sucht, wenn ich mir in dieser Welt verloren gehe.
Der mit mir tanzt, wenn ich Pirouetten um mich selbst drehe.
Mich aus der Bahn wirft, wenn ich einfach nur dumm rum stehe.

Ich brauche manchmal Schubs- und manchmal Schutzengel,
aber vor allem brauche ich einen, mit dem ich liegen, sitzen, stehen
– durch’s Leben gehen kann.

Und der nicht wegläuft vor meinen Ruinen.
Sondern sich genau dorthin stellt.
Und mich auch.

Ich finde, es sollte viel mehr Medaillen für’s Aufstehen geben.
Und für alle, die inmitten von Ruinen etwas oder sich daneben legen.

Amen.

Bildquelle: Susanne Moll

2 Comments

  1. Bernhard Unterberg sagt:

    Auch wenn am Ende nur ein Beitrag gewonnen hat, waren doch alle einzigartig wundervoll.
    Und Ihr Beitrag, liebe Becci, war besonders Mut machend. Toll!

    Danke, dass Sie dabei waren!
    Und viel Erfolg weiterhin mit dem spannenden Projekt in Essen.

    Viele Grüße

    Bernhard Unterberg

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